Nassauische Neue Presse vom 16.09.2008
Von Anken Bohnhorst-Vollmer
Limburg. So stellt man sich eine klangvolle Begrüßung zur Renaissance-Zeit vor: «La Mourisque» aus der siebenteiligen Suite des flämischen Komponisten Tilman Susato, sauber und präzise in allen Stimmen gespielt vom Blechbläser-Ensemble «Plenty Brass», das die zahlreich erschienenen Zuhörer in der Pfarr- und Pallottinerkirche St. Marien zu einem Konzert der Reihe «Orgel plus» einlud.
Ebenso vornehm und elegant intonierte das Ensemble unter der Leitung von Edgar Sterkel das Menuett eins und zwei der Feuerwerksmusik. Anlässlich des Aachener Friedensschlusses, in dem die österreichischen Erbfolgekriege beigelegt wurden, komponierte Georg Friedrich Händel diese höfische Tanzmusik, bei der edel und gemäßigt einhergeschritten werden sollte – und genau so «edel und gemäßigt» trugen die Blechbläser diese Musik vor. Das Feuerwerk bestand dabei in der musikalischen Qualität, die für die Akustik der Kirche optimal dosiert dargeboten wurde. Honoriert wurde dieser Konzertauftakt mit dem «Dank- und Jubelpräludium» in G-Dur von Johann Gottlieb Schneider, das der Organist Michael Loos im Kirchenschiff von St. Marien ausbreitete. Diese Romantik griffen die Bläser von Plenty Brass in Felix Mendelssohn-Bartholdys «Denn er hat seinen Engeln befohlen» und im «Ave Maria» von Anton Bruckner auf. Hier woben sie für ihre Zuhörer einen Klangteppich voll filigraner Ornamente.
Dass dieses Ensemble auch moderne Musik interpretiert, zeigten die Blechbläser bei «Once upon a time in the west» des Komponisten Ennio Morricone. Wie ein Ritt durch die weite Prärie klingt das Stück, und so wie die Konturen des Landes nur zu erahnen sind, so rutschten die Bläser auch ein wenig ins Ungefähre. In jeder Phrase hoch konzentriert und exakt präsentierte sich anschließend der Posaunist Rouven Emmanuel Hoffmann mit «Londonderry Air». Ruhig und dennoch temperamentvoll beeindruckte der junge Solist durch seine Virtuosität, die durch das harmonisch ausgeglichene Klangvolumen des Ensembles noch verstärkt wurde.
Den Höhepunkt des Konzertes bescherten die Bläser ihren Zuhörern allerdings mit Giacomo Puccinis «Nessun dorma», das inzwischen den Status eines Klassik-Schlagers erlangt habe dürfte. Seit Monaten singt sich der Brite Paul Pott in einem TV-Werbespot mit dieser Arie frei, und er rührt sein Publikum noch immer. In einem Arrangement für Blechbläser ist «Nessun dorma» noch ergreifender: So weich und sanft spielte das tiefe Blech, dass die klaren Trompeten darüber nicht liegen, sondern schweben und die Zuhörer – unter ihnen erfreulich viele junge Musikbegeisterte – gern gerufen hätten: Plenty Brass ist viel, aber längst nicht genug!
Gemeinsam mit dem Organisten Michael Loos verabschiedete sich das Ensemble um Edgar Sterkel dann mit zwei Impressionen aus «Bilder einer Ausstellung» von Modest Mussorgski: «Die Hütte der Baba Yaga» und «Das große Tor von Kiew», durch das die Besucher von «Orgel plus» die Pfarr- und Pallottinerkirche verlassen konnten.